Gewerkschaften informieren Beschäftigte über ihren Entwurf für einen Tarifvertrag

Entwurf

Zwischen
Hamburger Morgenpost Verlag GmbH
und
der Industriegewerkschaft Medien – Druck und Papier, Publizistik und Kunst, Landesbezirk Nord sowie
Deutscher Journalisten-Verband Landesverband Hamburg e.V.

wird folgender

T a r i f v e r t r a g

abgeschlossen: Weiterlesen

Gesellschafter wollen mit Gewerkschaften verhandeln

In Beantwortung Ihres Schreibens an die Eigentümer der Hamburger Morgenpost Frank Otto und Hans Barlach, darf Ich Ihnen als Ergebnis unserer jüngsten Beratung am Freitag, dem 21.07.2000, folgendes mitteilen:
Ein Verbleib im Zeitungsverleger Verband Hamburg e.V. ist auch nach Gesprächen mit dem Verband unter den derzeitigen Voraussetzungen über den 31.12.2000 hinaus nicht vorgesehen vEs wird also zu Haustarifverhandlungen kommen. Weiterlesen

Gewerkschaften fordern Tarifverhandlungen

IG Medien und DJV haben laut dem Betriebsrat die Verleger jetzt „offiziel“ zu Haustarifverhandlungen aufgefordert. Dem Vernehmen soll es um eine Übernahme der Tarifverträge „eins zu eins“ gehen. In dem Interviw mit der Welt vom 17.7.2000 hatten die Geschäftsführer erklärt, dass sie auf ein solches Schreiben warten. Auf der Betriebsversammlung war bereits eine Tarifkommission bestehend aus den verschiedenen Gruppen der MOPO-Beschäftigten gewählt worden.

Pressereaktion vom 14. und 17. Juli 2000

Eher unerwartet ist die MOPO Interesse von überregionalen Publizität geworden: Die Einstellung der Hamburger Rundschau wirft Fragen auf, wie der Tagesspeiegel jetzt an seine überregionale Orientierung herangeht. Das Hamburger Abendblatt (15.7.) widmet sich in einem etwas längerem Teil aber insbesondere den beiden HR-Gesellschafter Hans Barlach und Josef Depenbrock. Der eine ist Gesellschafter, der andere Chefredakteur. Hat das Ende der HR auf Bedeutung für die MOPO? „Hans Barlach ist auch durch den im finanziell angeschlagenen Bauprojekt Süllberg engagiert. Vor diesem Hintergrund und nach der HR-Pleite wird auch bei der ‚Hamburger Morgenpost‘ über die Zukunft nachgedacht. Spekulationen über eine finanzielle Schieflage allerdings weist Barlach zurück: ‚Ich habe keine finanziellen Probleme. Meine Projekte sind getrennte Geschäfte. Die Finanzierung der Morgenpost ist gesichert.‘ “ Weiterlesen

Pressereaktion am 12. Juli 2000

Die TAZ Hamburg informierte über die gestrigen Aktion der Beschäftigten vor dem Verlagsgebäude der MOPO. Von Symphatie begleitet wird über die Aktion geschrieben: „Kein Aufmarsch zum Gruppenbild, sondern der Beleg des Unmuts: Aus Anlass einer Pressekonferenz der IG Medien und des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) versammelte sich gestern die Belegschaft der Hamburger Morgenpost vor dem MOPO-Verlagsgebäude.“ Zitiert werden die beiden Gewerkschaftsvertreter, die sich in ihren Beiträge dafür ausgesprochen hatten, dass die MOPO ihre Kündigung zurücknimmt. Sollte dies nicht erreicht werden, so „werden DJV und IG Medien einen Haustarifvertrag anstreben, in dem … die bisherigen Tarifverträge eins zu eins“ übersetzt werden.

MOPO-Betriebsrat zum Sondierungsgespräch am 12. Juli 2000

Wenn das Gespräch der MOPO-Verleger Frank Otto und Hans Barlach mit dem Zeitungsverlegerverband Hamburg am Donnerstag (20.7.) scheitert, wollen sie mit den Gewerkschaften IG Medien und DJV über einen Haustarifvertrag verhandeln. Dies schien das gemeinsame Ergebnis der Sondierungsgespräche Gewerkschaften/ Verleger vor der Betriebsversammlung am vergangenen Mittwoch gewesen zu sein. Nach unserer Auffassung haben die nicht weiter ausgeführten MOPO-spezifischen („Plus“) Punkte das Ziel, die jetzt geltenden Tarifverträge zu unterschreiten bzw. zu verschlechtern. Weiterlesen

Sondierungsgespräche und Betriebsversammlung am 12. Juli 2000

11072000Vormittags ist es zu einem Sondierungsgespräch zwischen den beiden Gewerkschaften (DJV+ IG Medien) und den beiden Eigentümern der MOPO, Frank Otto und Hans Barlach gekommen. Frank Otto soll nach Angaben der Gewerkschaftsvertreter noch einmal seine Motive dargelegt haben, weshalb die MOPO aus dem Zeitungsverlegerverband ausgetreten ist. Es soll ein Warnstreik der MOPO-Druckerei während der Tarifverhandlungen Druckindustrie im Frühjahr dieses Jahres gewesen sein. Am Ende des Sondierungsgespräches stellten die beiden Gewerkschaftsvertreter vor einer Betriebsversammlung die Inhalte und Ergebnisse der Gespräche vor. So haben die Verleger erklärt, dass sie nächste Woche noch ein Gespräch mit dem Arbeitgeberverband haben. Sollte es hier zu einer Regelung kommen, würden sie die Kündigung zurück ziehen. Für den Fall, dass diese Überlegung scheitert, würden sie die bestehenden Tarifverträge 1:1 in einen Haustarifvertrag übernehmen. Weiterlesen

Pressereaktion am 7. Juli 2000

Das Handelsblatt widmet sich in einem etwas längerem Artikel der Folgen bzw. Wirkungen des Verbandsaustritt der Hamburger Morgenpost. Dabei wird ein differenziertes Bild gezeichnet. Die Folgen des Austritts werden nicht schwarz-weiß beschrieben. „Es besteht die Gefahr, dass langfristig die geltenden Tarifverträg unterlaufen werden und die tariflich verankerte Wochenarbeitszeit von 36,5-Stunden deutlich zu Lasten der Mitarbeiter ausgeweitet wird“, äußerte ein Betriebsratsmitglied. Neben den Austritt aus dem Arbeitgeberverband schreibt das Handelsblatt, dass nach Zeitungsinformationen „17 Stellen gestrichen werden – größtenteils in der Verwaltung, aber auch in der Redaktion “ künftig gestrichen werden sollen. „Die MOPO beschäftigt derzeit rund 120 Mitarbeiter, davon 66 in der Redaktion.“ Das Handelsblatt berichtet, dass es das Ziel der Verleger ist für die Zukunft ein Gewinn von 771 000 Mark anstreben.

Unterschriftenliste zur Zurücknahme der Kündigung des Tarifvertrages

Sehr geehrter Herr Otto,
Sehr geehrter Herr Barlach,

der Austritt aus dem Zeitungsverlegerverband wird von uns nicht unterstützt. Wir fordern Sie auf, die Kündigung zurückzuziehen.

Mit der Verbandsflucht wird der soziale Frieden in der MOPO nicht stabiler. Wir haben auch kein Verständnis dafür, dass die übertariflichen Leistungen im Zusammenhang mit der jetzigen Tarifrunde angerechnet werden. Damit wird für uns sichtbar, in welche Richtung Sie mit der Kündigung der Verbandsmitgliedschaft im Zeitungsverlegerverband gehen: Sie wollen unser Einkommen und unsere vertraglich vereinbarten Rechte beschneiden.

Mit der Zurücknahme der Kündigung kann eine Voraussetzung geschaffen werden, dass auch andere angestaute Probleme in Ruhe angegangen werden können.

Die bisherige Entwicklung seit Ihrem Einstieg bei der MOPO findet in Verlag und Redaktion kaum noch Akzeptanz. Akzeptanz ist aber eine wichtige Voraussetzung, um die Zeitung langfristig in die schwarze Zahlen zu bekommen. Daran wollen wir konstruktiv mitwirken.

Das geht aber nur auf Basis einer verlegerischen Strategie, die sich nicht gegen die Beschäftigten richtet, sondern sie einbezieht.

Hamburg, den 4. Juli 2000

70 Unterschriften

Über die Mitarbeiterversammlung am 5. Juli 2000

Am 5. Juli 2000 hatten die beiden Eigentümer der Hamburger Morgenpost zu einer Mitarbeiterversammlung um 12 Uhr eingeladen. Sie wollten ihre Überlegungen zum Austritt noch einmal darlegen. In der Hauptsache hat Frank Otto gesprochen. Sie habenmit dem Kauf der MOPO alle Verträge auf ihre Sinnhaftigkeit geprüft. Wo sie die Verhältnis zwischen Kosten und Leistung nicht gesehen haben, wurde gekündit. Der Zeitungsverleger sei einer der konservativsten Verbände, aus dem sie ausgetreten sind. Dieser Verband ist eine Organisation der großen Zeitungsverlegern, zu denen die MOPO nicht hört. Sie sind der Meinung das ein Verbandsbeitrag von ca. 160 000 DM nicht ihren Erwartungen entspricht. Es geht ihnen aber nicht darum, den sozialen Frieden in der MOPO zugefährden. Das sei alles ein Missverständnis. Weiterlesen

Gewerkschaften fordern Gespräch mit den Gesellschaftern

Sehr geehrter Herr Otto,
sehr geehrter Herr Barlach,

mit Empörung haben wir zur Kenntnis genommen, dass der Morgenpost Verlag die Mitgliedschaft im Zeitungsverlegerverband Hamburg zum 31.12.2000 aufgekündigt hat.

Wir müssen davon ausgehen, dass sie die sich daraus entwickelnden rechtlichen Konsequenzen planend oder billigend in Kauf nehmen. Dieses werden wir als zuständige Gewerkschaft nicht hinnehmen. Wir wurden durch unsere Mitglieder beauftragt alles daran setzen, dass sie jetzt und in der Zukunft durch Tarifverträge entsprechend der Branche Ansprüche und Schutz haben werden.

Über die Beweggründe und Folgen ihres Verbandsaustritts würden wir möglichst schnell mit ihnen sprechen. Wir bitten um Terminabstimmung.

Dieses Schreiben erfolgt auch im Namen und Vollmacht der DAG, Landesverband Hamburg.

Mit freundlichen Grüßen

Pressereaktionen am 3. Juli 2000

Der Kontakter beschäftigt sich noch einmal mit der wirtschaftlichen Lage und Zukunft der MOPO. Er bezeiht sich dabei auf einen ihm vorliegenden Etat für das Geschäftsjahr 2000/2001. Daraus ergibt sich, dass es das Ziel ist, das die MOOP zum 30.6.2001 eine Gewinn von rund 700 000 Mark schreiben wird. Das laufenden Geschäftsjahr endet mit einen Minus von etwas unter einer halben Million Mark. Die Zahlen werden ins Verhältnis gesetzt zu dem Ergebnisse zu G+J-Zeiten (3,9 Millionen Mark). Nach diesen Zahlen geht der Kontakter noch einmal auf den Verbandsaustritt ein und zitiert den MOPO-Geschäftsführer Markus Ippisch mit seinem Gerede von mittelständischem Betrieb und der Leistung des Verbandes. Wie üblich wird auch im Kontakter auf die Erklärung des Betriebsrates verwiesen. Diesmal wir der Aspekt der Zerstörung des soziale Frieden zitiert.

Der Mediendienst Werben & Verkaufen nimmt den Austritt der MOPO aus dem Arbeitgeberverband auf seinem täglichen Newsletter mit und verweist dabei auf einige weitergehende Informationen zu dem Austritt. Hier wird noch einmal auf die Betriebsratserklärung verwiesen, dass diese Entscheidung sich einreiht in eine von vielen Fehlentscheidungen.

Pressereaktionen am 1. Juli 2000

Die BILD-Hamburg korrigiert ihr Meldung vom 30.6.2000. Am Freitag war der Eindruck erweckt worden, das der Austritt im Zusammenhang mit einer katastrophalen wirtschaftlichen Situation der MOPO steht, und das jetzt als ein Schritt zu Abwendung einer größeren Krise einseites die Gehälter nicht mehr erhöht werden und zum anderen der Austritt aus dem Arbeitgeberverband erfolgt ist. Es wird über den Austritt und dessen Folgen im rechtlichen Sinne geschrieben, es gibt O-Töne. „Es kommt einem so vor, als ob man unfreiwillig zur Bluspende gebeten wird.“ „Sie nehmen uns jeglichen Spaß und Kreativität, darunter leidet die Arbeit. Das ist ein dreiste Form des Umgangs. Lt. BILD soll die Belegschaft dem Chefredakteur „auf der Betrirebsversammlung sogar das Misstrauen ausgesprochen haben. Sie warf ihm vor, nur als Geschäftsführer, nicht aber Chefredakteur tätig zu sein.Ein Redakteur wird zitiert mit dem Satz: „Die ziehen uns über den Tisch, wenn wir uns nicht wehren.“

Von besonderem Interesse an der BILD-Ausgabe ist ein Kommentar von Manfred von Thien, dem ehemaligen Lokalchef, späteren Chefredakteur der MOPO und jetzigen CR der Lübecker Nachrichten. „Wohl kaum eine Zeitung im deutschsprachigen Raum hat so sehr unter verlegerischen Fehlentscheidungen gelitten wie die Hamburger Morgenpost, die einst mehr als 400 000 Exemplare verkaufte. Heruntergewirtschaftet von der SPD. Erst ‚gerettet‘, dann – pünktlich zum 50.Jubiläium des Blattes fallen gelassen von Gruner+Jahr. Und jetzt in den Händen zweier junger, reicher Erben, die – mit Verlaub – vom Zeitungsgeschäft soviel verstehen wie ich vom stricken.“